Ringer Bundesliga wird Tigerkäfig

Von Mario Luge, Allgemeine Zeitung

BAD KREUZNACH / BINGEN. Endlich steigt weißer Rauch auf, die Entscheidung ist gefallen: Die „Wrestling Tigers Rhein-Nahe“ melden für die neue Ringer-Bundesliga. Der souveräne Meister der Oberliga Rheinland-Pfalz nimmt damit, wenn auch etwas verspätet, den verdienten Lohn für seine Mühen und eine sportlich tadellose Saison entgegen.

Erstmals in der Bundesliga: „Etwas ganz Besonderes“ Die kombinierten Ringer aus Bad Kreuznach, Langenlons-heim und Bingen, die seit 2019 gemeinsam auf die Matte gehen, haben beim Deutschen Ringer-Bund (DRB) den Antrag auf Start in der Bundesliga für die Saison 2020/21 gestellt und ein Team für die höchste Klasse im deutschen Ringen gemeldet. Diese Entscheidung haben sich die Verantwortlichen nicht einfach gemacht. Wochenlang wurde um Sponsoren gekämpft, die sportlichen Grund-lagen vorbereitet. Am Ende des Findungsprozesses öffnet sich jetzt die Tür zur Bundesliga. Nur durchgehen müssen die „Tigers“ noch. Für Trainer Karl Heinz Helbing ist dieser letzte Schritt reine Formsache. „Ich denke, es spricht nichts mehr dagegen. Der Verband ist doch froh für jede Mannschaft, die meldet.“ Die Sportliche Leitung musste nun auch eine Entscheidung treffen. „Der Meldeschluss ist näher gerückt“, sagt Teammanager Oliver Eich, der jetzt auch das Umfeld in der Pflicht sieht. „Wir brauchen schon noch ein paar Sponsoren.“ Wer den Gesamtetat für eine Bundesliga-Saison berechnet, der kommt ganz schnell in den sechsstelligen Eurobereich. In Bingen stünden zeitnah Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern an, die bereits positive Signale gesendet haben sollen. „So etwas wünschen wir uns natürlich auch in Bad Kreuznach“, sagt Eich. Die Lizenz ist beantragt, aber „wir müssen noch große Brocken aus dem Weg räumen“. Erstmals in der langen Ge-schichte des 1949 gegründeten Schwerathletikverbandes Rheinland nimmt ein Team aus dem Rheinland an der höchsten Liga im Ringen, der Bundesliga, teil (siehe Infokasten). „Das ist für die Ringer im Rheinland schon etwas ganz Besonderes

Starke Bundesligisten lassen gegen uns dann auch mal den Busfahrer ringen.

„Tigers“-Trainer Karl Heinz Helbing über das sportliche Ungleichgewicht in der Bundesliga.

und eine großartige Leistung“, freut sich Thomas Ferdinand, der Präsident des Schwerathletikverbandes Rheinland. Und es sei auch Aus-druck der hervorragen-den Arbeit der drei Vereine an der Nahe mit ihrem Trainer Karl Heinz Helbing, dem Stab mit Geschäftsführer Oliver Eich und auch den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern rund um die Matte. „Das wird dem Ringen im Rhein-land ganz sicher weiteren Auf-trieb geben“, ist sich Thomas Ferdinand sicher.

Eichs Traum: „In fünf Jahren ins Halbfinale“

Außerdem wird die Region Rheinhessen-Nahe mehr und mehr zum Ringer-Hotspot in Deutschland. Mainz 88 steht im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft, Lokalkonkurrent Nackenheim ebenfalls. Die Ale-mannen haben nach ihren 14:13-Hinrundenerfolg in Köllerbach sogar gute Chancen auf den Einzug ins Mannschaftsfinale. Drei Bundesligisten in 50 Kilometer Umkreis. „Das sind Derbys, die sicher viele Zu-schauer anziehen werden“, freut sich der Verbandspräsident schon jetzt. Ob es tatsächlich zu diesen Lokalduellen kommen wird, ist indes fraglich. „Ich würde lieber in die, Saarland-Gruppe, gibt Coach Helbing zu. Zum einen sei die sportliche Konkurrenz nicht ganz so groß, andererseits könnte die Gruppe mit den rheinhessischen Staffeln durch die kommende, regionale Neueinteilung ehedem bereits überfüllt sein. „Außerdem mögen uns die Mainzer nicht“, orakelt der Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele 1976. „Warum auch immer.“ Sein Kompagnon Eich ist zwiegespalten: „Es sind tolle Derbys, aber auch die Vergleiche David gegen Goliath.“ Mit Bad Kreuznach und Langenlonsheim zählen zwei Teams, die schon für das Rhein-land in der 2. Bundesliga kämpften, zur Wettkampfgemeinschaft, die nun erstmals das Rheinland in der 1. Bundes-liga vertritt. Dazu kommen zahlreiche Talente aus Bingen-

Büdesheim und mit Slawa Maier ein Trainer, der sich prima mit VfLer Helbing ergänzt. „Und ich bin über-zeugt, dass alle Ringer-Fans aus unserem Ver-band dem Team ganz fest die Daumen drücken“, so Ferdinand. Wo die Tiger ihre Bundesliga-Käfige“ aufstellen werden, muss noch entschieden werden und hängt nicht nur vom Wunsch-zettel der „Tigers“ ab. Am liebsten wäre Helbing die Binger Rundsporthalle, aber natürlich stehen auch die Schulturnhalle in Langenlons-heim und die Kreuznacher Jahnhalle zur Auswahl. Die Bundesliga ist nur eine Etappe auf dem Weg der „Ti-gers“. Das mittelfristige Ziel sieht man bei der Wettkampfgemeinschaft unterschiedlich. Karl Heinz Helbing findet die „Tigers“ perspektivisch in der Zweiten Liga gut aufgehoben. „Und da ist es eben einfacher, den Abstieg aus der Bundesliga in Kauf zu nehmen, als nächste Saison einen neuen Anlauf in der Oberliga zu nehmen.“ Dagegen hofft Oliver Eich auf eine weitere Entwicklung nach oben. „Warum nicht in fünf Jahren das Halbfinale zur Deutschen Meisterschaft anpeilen?“ Die Sportsfreunde in Nacken-heim hätten gezeigt, wie es geht. „Und eigentlich haben wir in Bad Kreuznach doch noch bessere Voraussetzungen.“

 

Hinterlasse eine Antwort