Werbung ohne Erfolgserlebnis

Montag, 10. Oktober 2022, Oeffentlicher Anzeiger  – Von Olaf Paare
Foto: Michael Ottenbreit
98 kg Freistil
Erhan Gheorghe gegen Sebastian Schmidt

Mega Stimmung in der Jahnhalle

Ringen, Zweite Bundesliga: Wrestling Tigers unterliegen dem SRC Viernheim knapp – Kleinigkeiten entscheiden

Bad Kreuznach. Die Augen von Karl-Heinz Helbing strahlten – trotz der gerade erlittenen Niederlage seiner Wrestling Tigers Rhein-Nahe im Zweitliga-Kampf gegen den SRC Viernheim. „Das war geiler Ringer-Sport. Jeder Punkt, jede kleine Aktion kann entscheidend sein. So macht es richtig Spaß“, sagte er. In der Tat: Das 13:15 gegen die Baden-Württemberger war vom Spannungsbogen und vom Niveau her großes Kino. Oder wie es Oliver Eich, der Geschäftsführer der Tigers, ausdrückte: „Das war Werbung fürs Ringen. Ich hoffe, dass die 220 Zuschauer zum nächsten Kampf wiederkommen.“

Spannend bis zum letzten Kampf

Für Helbing war der Sieg der Gäste durchaus verdient. „Die Viernheimer waren ein Quäntchen besser“, bilanzierte der Coach. Ein Blick auf die Statistik unterstreicht diese Sichtweise: Die Ringer aus Bad Kreuznach, Bingen-Büdesheim und Langenlonsheim gewannen nur drei der zehn Duelle, hinzu kam noch ein Zähler für ein Remis. Zudem haben die Tigers ein Problem in der griechisch-römischen Stilart, sie punkteten nämlich ausschließlich im freien Stil.

Dass es trotzdem bis zum letzten Kampf spannend blieb, lag daran, dass es für sämtliche Tigers-Erfolge die Optimal-Ausbeute von vier Zählern gab: Mohamed Eslem (bis 57 Kilogramm, Freistil) schulterte seinen Gegner im Auftaktkampf nach 3:56 Minuten und schrie seine Freude in die Bad Kreuznacher Jahnhalle. Es folgte eine Durststrecke von sechs Kämpfen ohne Tigers-Jubel, bis Davit Tlashadze (bis 80 Kilogramm, Freistil) nach 4:44 Minuten technisch überlegen gewann. Grundlage des 17:1-Erfolgs waren fünf Beinschrauben, die er perfekt ansetzte und mit denen er seinen Kontrahenten nach Belieben über die Matte drehte. Tlashadze verkürzte auf 9:11. Stefan Tonu (bis 75 Kilogramm, Freistil) brachte sein Team mit einem Schultersieg nach 3:41 Minuten gegen den ehemaligen Bad Kreuznacher Ringer Arkadiusz Böhm sogar mit 13:11 in Führung. Doch allen war klar, dass das nur eine wacklige Führung war, denn im abschließenden Kampf hatte Vladislav Ivanov (bis 75 Kilogramm, griechisch-römisch) einen international erfahrenen Gegner. „Ich dachte, dass es Vladi ganz eng gestalten kann“, hatte Helbing auf eine knappe Niederlage und damit auf ein Mannschafts-Unentschieden gehofft. Doch nach 3:45 Minuten war Ivanov technisch unterlegen und damit auch die Wrestling Tigers.

Das war aber nicht der Schwäche des Gastgebers, sondern eher der Stärke des Viernheimers, der erstklassige Hebewürfe zeigte, geschuldet.

„Dagegen kannst du fast nichts machen“, nahm Helbing seinen Schützling in Schutz. Wie groß die Erleichterung bei den Viernheimern war, zeigte sich daran, dass sich nach dem 16:0 alle Ringer und Betreuer auf ihren Mann stürzten.
 
Bei einer Niederlage mit zwei Punkten Differenz stellt sich natürlich die Frage, wo die Punkte liegen geblieben sind. „Unsere Taktik ist nicht aufgegangen“, sah Eich Nachteile im Aufstellungspoker. Er hatte sich etwas mehr von Erhan Georghe (bis 98 Kilogramm, Freistil) versprochen, dessen 5:5 nur einen Mannschaftspunkt bescherte. Dabei führte der Wrestling Tiger schon mit 5:1. Gegner Sebastian Schmidt ist für Eich ein alter Bekannter. Der Viernheimer stand vor einigen Jahren Eichs Sohn Marcel in einem DM-Finale im Jugendbereich gegenüber. Doch während der Bad Kreuznacher aufgehört hat, gehört der Viernheimer noch immer der deutschen Spitze an.
Auch Vasili Taran (bis 86 Kilogramm, GR) führte, doch sein Kampf endete 5:5, und da sein Kontrahent mehr Zweier-Wertungen verbuchte, bekam er den Teamzähler. Vorwürfe gab es keine: Taran hatte zuletzt aufgrund eines Trauerfalls in der Familie, verbunden mit einem Heimatbesuch, zwei Wochen nicht trainiert. Und der Rückstand machte sich bemerkbar.
Groß war die Freude im Viernheimer Lager auch, als Cristian-Vasile Vagiunic den Tigers-Sieggaranten Ahmed Alfaraj mit 8:5 bezwang. Der Youngster wog nur 55,7 Kilogramm, rückte aber in die Klasse bis 61 Kilogramm auf und musste sich von seinem vier Kilogramm schwereren Gegner aushebeln lassen – bereits ein frühes Indiz dafür, dass die Viernheimer die Nase vorn haben würden. „Da haben mich aber einige Wertungen gegen Ahmed gewundert“, sagte Helbing. Erwartet worden waren das 0:6 von Ralf Böhringer (bis 130 Kilogramm, GR), das 0:9 von Dumitru Tonu (bis 66 Kilogramm, Freistil) und das 6:18 von Jason Partenheimer (bis 71 Kilogramm, GR) in einem spektakulären Kampf.

zweiter Heimkampf in der VfL Jahnhalle

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