WKG-Rakete zündet vier Kämpfe vor dem Ende

Ringen, Zweite Bundesliga Nahe Team bezwingt in Langenlonsheim den VFK 07 Schifferstadt

von Gert Adolphi (ga)

Langenlonsheim. Oliver Eich wusste nach dem 20:18-Sieg der Wrestling Tigers Rhein-Nahe gar
nicht wohin mit seiner Freude und Euphorie. „Das hätte ich nie gedacht“, sagte der Geschäftsführer
des Zweitligisten. „Die Halle war proppenvoll, es war richtig geil. So muss Ringen sein.“Etwa zwei Stunden zuvor war seine Stimmung noch im Keller gewesen. Rund 100 Kilometer waren Tigers-Verantwortliche den Tag über vergeblich durch die Lande gefahren, um auf den letzten Drücker einen Ringer für das Leichtgewicht im griechisch-römischen Stil zu finden. Dumitru Tonu hatte
sich so schwer am Rücken verletzt, dass für ihn die Saison wohl beendet ist, Eichs Sohn Marcel stand
nicht zur Verfügung, weil er Nachtschicht hatte. Dass die Ringer aus Bad Kreuznach, Langenlonsheim und Bingen diese Klasse kampflos abgeben mussten, war schon hart
genug. Doch als die Gäste eintrafen, wurden die Gesichter von Eich und seinen Mitstreitern noch länger. „Wir hatten erwartet, dass die Schifferstädter mit einer starken Aufstellung kommen, aber nicht mit einer solch starken“, sagte der Geschäftsführer. Etwas verspätet erschien in Langenlonsheim sogar noch Denis Kudla, der zweimalige Olympiadritte des VfK, was wiederum
hektische Aktivität bei den Gastgebern auslöste. Kurz vor dem Wiegen stellten sie ihre Mannschaft

noch einmal um, beorderten Vasili Taran vom Halbschwergewicht in die 80-Kilogramm-Klasse, um sein Aufeinandertreffen mit Kudla zu verhindern. Es war der letztlich siegbringende Schachzug. Der Auftakt war vielversprechend. Ahmed Alfaraj fegte Mateusz Ropiak, der für Polen an Junioren-Europameisterschaften teilgenommen hat, von der Matte und gewann nach 3:21 Minuten technisch
überlegen. „Das war unglaublich“,schwärmte Eich. „Ahmed war richtig stark, hat seinem Gegner null Chancen gelassen.“ Danach aber lief alles für die Gäste. Erhan Georghe zeigte zwar seinen bislang stärksten Kampf im Tigers-Trikot, stand im Schwergewicht, zwei Klassen über seiner eigentlichen
Position, gegen den Weißrussen Alexander Hushtyn, den WM-Fünften des Vorjahres und Olympia-Teilnehmer von Tokio, aber auf verlorenem Posten. Eich hatte mit einer schnellen Niederlage
gerechnet, doch Georghe schaffte es in die zweite Runde. Vier Punkte gaben erwartungsgemäß
auch Mohamed Eslem und Valerii Toderici ab, dazu kam die kampflose Niederlage im Leichtgewicht.
Ein winziger Lichtblick war, dass Wassil Ivanov über die Zeit kam. „Ich habe gedacht, er verliert höher, aber es war ein Kampf auf Augenhöhe“, sagte Eich.
„Es war ganz wichtig, dass er nur zwei Mannschaftspunkte abgegeben hat.“Nichtsdestotrotz lagen die Tigers vor den abschließenden vier Kämpfen 4:18 zurück. Die Entscheidung schien gefallen. Die nicht
mehr für möglich gehaltene Wende läutete ein Athlet ein, der in der deutschen Ringerszene noch ein
völlig unbeschriebenes Blatt war. In Neuwied hatten die Rhein-Nahe-Verantwortlichen Magomed
Bataev entdeckt, einen 21-jährigen Tschetschenen, der aus seiner Heimat vor der Einberufung geflohen
war. Bataev ist MMA-Kämpfer, beherrscht aber auch das Ringen, was er mit seinem Schultersieg
über den Ex-Tiger Scott Gottschling eindrucksvoll bewies. „Danach ging ein Ruck durch die Mannschaft“, sagte Eich. Vasili Taran verkürzte mit einem vorhersehbaren vorzeitigen Sieg auf 12:18, Jason Partenheimer gelang mit einem Schultersieg die nächste dicke Überraschung. „Wir hatten eher
gedacht, dass er verliert“, räumte der Geschäftsführer ein. „Aber Jason profitiert von der Topqualität
unserer Trainingsgruppe und hat eine riesige Entwicklung gemacht.“Es war angerichtet. Vor dem abschließenden Kampf lagen die Gastgeber nur noch 16:18 zurück.
Die Zuschauer mussten nur noch eine Minute warten, ehe sie in grenzenlosen Jubel ausbrachen.
Auch Stefan Tonu legte seinen Gegner auf die Schultern und machte den Coup perfekt. Die Tigers
hatten die Begegnung noch sensationell gedreht. „Unser Matchplan ist aufgegangen“, jubelte Eich. „Endlich hatten wir auch das Glück, dass uns sonst so oft gefehlt hat.“ Durch den Sieg kletterten die Wrestling Tigers auf den sechsten Platz und überließen ihren Gästen aus der Pfalz die rote Laterne.

Gert Adolphi

Heimsieg gegen VFK 07 Schifferstadt

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